Fachpresse
NEWS VALUE FÜR DIE TOURISTIK BRANCHE
Die Währung für die journalistische Zunft ist weltweit die Gleiche: News Value. Was gelesen wird, zählt. Und das sind meist die reißerischen und oftmals auch negativen Nachrichten, die geklickt, gelesen und viral weitergegeben werden. Für die Fachpresse einer Branche jedoch, sollte der Informationsgehalt und dessen Branchennutzen im Vordergrund stehen. So zumindest die Theorie, die es in der Touristik leidern nicht überall und immer in die Praxis geschafft hat.
Wer Fachpresse liest hat ein eindeutiges Interesse.
Man will sich informieren, aktualisieren und vor allem etwas erfahren, was man zum beruflichen Vorteil nutzen kann. Sei es als Unternehmer eines Betriebs oder beispielsweise als Mitarbeiter in der Touristik Arena. Wer allerdings einen Blick auf die Fachpresse und Special Interest Medien im deutschsprachigen Raum geworfen hat, wird oftmals enttäuscht sein. Denn eine inhaltliche Erwartung an eine ambitionierte redaktionelle Fallhöhe kann die aktuelle Medienlandschaft hierzulande teilweis schwer erfüllen. Es fehlt an investigativen Reportagen genauso wie an mutigen Kommentaren und sauber recherchierten Hintergrundinformationen allenthalben.
Stattdessen bekommt der geneigte Rezipient Werbetexte im redaktionellen Gewand serviert, die vielleicht bezahlt und noch öfter von mittelmäßigen PR Schreiberlingen kostenlos vorformuliert scheinen. Faktencheck und Nachfragen zu solchen Vorlagen spart man sich in den Redaktionen scheinbar gelegentlich – schließlich drückt die Kostenschraube im allgegenwärtigen „Kostenlos-Internet“. Und außerdem ist da immer wieder mal Corona….
Das böse, böse Internet.
Dieses Mantra scheinen viele Branchen weitläufig zu teilen. Das Netz und seine global agierenden Plattformanbieter disruptieren den klassischen Intermediär und die journalistische Unabhängigkeit der Fachpresse wird von den reichweitengetriebenen Newsportalen torpediert. Ein gemeinsamer Nenner für einen branchenweiten Fado Gesang wäre also gefunden. Und wehe, jemand ist da anderer Meinung! Schließlich würde das Verdruss auslösen und am Ende sogar Leser kosten. Deshalb schön Everybodys Darling bleiben und am besten das fokussieren, was die großen Spender vorschreiben und die kleinen Leser gerne hören wollen. Die Welt könnte so einfach sein.
Skilled Talent Shortage
So nennen Venture Investoren und hochkarätige Unternehmensberater branchenübergreifende Show Stopper bei der Entwicklung zukünftiger Wettbewerbsfähigkeit und Wachstumsstrategien. Hinter dem Anglizismus versteckt sich ein umfassendes Dilemma, dass sich in seiner ganzen Pracht und Problematik bei der jeweiligen Fachpresse zeigt. Echte, branchenfokussierte Journalisten mit herausragenden Werdegängen, internationalen Medienstationen oder gar journalistisch anerkannten Auszeichnungen hingegen sind extrem rar gesät in der hiesigen Fachpresselandschaft. Oder haben wir da einen Vertreter mit Pulitzer Preis übersehen?
Der wirtschaftliche Druck….
Ist eine der beliebtesten Ausreden von transformationsunwilligen Zeitgenossen. Und die Welt ist voll davon – von Ausreden! Insbesondere die Fachmedien beschwören immer wieder die wenigen Wertschöpfungspotenziale einer Nischen-Berichterstattung gegenüber den Mass Market Medien. Grundsätzlich gekauft, das Argument. Aber gehört zum Beispiel die Tourismusindustrie nicht zu den Top 5 Wertschöpfungsquellen auf dieser Welt? Wenn also nicht hier, wo dann?
Zugegeben ist es immer ein komfortabler und recht einfacher Weg, Journalismus by Income anzubieten. Wer Anzeigen schaltet, bekommt also auch seine Presseinformationen abgedruckt. Die Verschmelzung von Redaktion und Anzeigenvertrieb in Reinform also, die teilweise gelebt und sogar schriftlich bestätigt wird. Rudolf Augstein würde sich im Grabe umdrehen! Hier wird nicht überall geschrieben, was ist.
Dazu kommt eine bequeme Feigheit, die schon fast in journalistischem Narzissmus ausartet. Bloß keinem bei einem Branchentalk auf die Füße treten. Schön aufpassen, dass alles was gut ist, für eine „exklusive“ Themenwoche, gewogen bleibt. Kritik hagelt es nur, wenn es einen branchenfremden Nichtwerbekunden trifft, die dann hervorragend als Feigenblatt für den kritischen Fachjournalismus taugt.
Hingegen wird man selten einen Artikel über zum Beispiel Kreuzfahrtschiffe als schwimmende Petrischalen der Ozeane suchen. Solche mit spitzem Degen formulierte Kommentare findet man ab und an bei fernen Redakteuren – hier bei der Wiener Zeitung. In der hiesigen Landschaft wird lieber ein Grinsekatzen-Portrait eines Managers aus der zweiten Reihe postuliert, der mit der PR-geschliffenen Konzernaussage zitiert wird, dass man seine Kabinen nach wie vor gut selbst verkauft bekomme – aber trotzdem den angestammten Vertrieb lieb hat und dieser deshalb auch gern weiterhin als Vermittler tätig sein darf. Ein Schelm, wer dabei gute Miene zum bösen Spiel vermutet.
Schließlich sitzen wir doch alle an Bord eines Dampfers, oder?
Leider nein!
Ohne eine kritische Presse, ohne exzellente Journalisten und Redakteure und vor allem ohne hungrige Wahrheitsfinder bewegen wir uns weiterhin in einer rosaroten Bubble aus täglichen Good-News, Beifall-zollenden Ego-Massagen und Möchtegern-Business Konferenzen mit Sundowner Cocktail Garantie in Bermudas und Kurzarmhemden.
Meine Herren – „das sieht eher besoffen aus als leger“, so formulierte es bereits Mode-Ästhet El-Achi aus Düsseldorf im Interview mit einem Medienvertreter aus der Champions League.
Und wen jetzt das Gefühl beschleicht, dass tatsächlich etwas fehlt im Touristik Alltag - also ein Blick aus einer anderen Perspektive oder sogar mal ein provozierendes Statement, das sogar das Korrektiv der Selbstreflektion aushebelt, der hört gern unseren nächsten Podcast „Klug & Klüger“. In der nächsten Folge diskutieren erfahrene Werbespender, was Propaganda, Promotion und Missionieren gemein haben und welche Rolle dabei Medien spielen. Schließlich geht es Unternehmern darum, diese zu instrumentalisieren und Medien sollte es darum gehen genau das zu verhindern.
Und wem es jetzt schon zu laut und zu wild im Kommunikationsdschungel ist, der schickt uns einfach ein lautes Shout-Out an prio1@travel-innovation.de. Damit wir Ihnen helfen, Nachfrageneugier statt Sendeenergie zu entwickeln. So, wie wir es mittlerweile für über 350 Unternehmen und Unternehmer(innen) erfolgreich getan haben.